Rückblick – Zittauer Stadtrundgang „Schaffende und Machende“

„Schaffende und Machende“ – Ein Stadtrundgang der anderen Art

(Verpasst? Kein Problem! Teil 2 von unserem stadtentwicklungspolitischen Rundgang plus Abschlussdiskussion findet am Montag, den 12.08., statt!)

Am Montag dem 29. Juli hatte die Direktkandidatin Marie Mühlich zusammen mit 3 weiteren Mitgliedern des Stadt- und Regionalverband Zittau die Möglichkeit mit dem Format „Schaffende und Machende“ mit Gewerbetreibenden aus Zittau ins Gespräch zu kommen.

Im ersten Teil des Stadtrundgang der anderen Art“ wurde im Unverpacktladen Aurelie gestartet, später sollte ein Interview mit dem Blumenhandel Waurick folgen, das leider ausfallen musste. Beendet wurde die Veranstaltung in der Pasta Fantastica.

„Zittau ist meine Heimatstadt und hier möchte ich Leben und Arbeiten können. Ich glaube Zittau kann viel mehr, als das, was nach außen getragen wird!“

Seitdem die Tochter von Lysann Dreja und Tom Roggenbuck das Licht der Welt erblickte, begannen die beiden sich intensiv damit zu beschäftigen, wie die eigene Müllproduktion zu reduzieren ist. Ihre Idee einen eigenen Unverpacktladen zu betreiben wurde durch Emma’s Tante in Görlitz inspiriert und so eröffnete das Paar am 15. April zusammen mit Ronny Dreja den ersten Unverpacktladen in Zittau. Hier werden nicht nur unverpackte Lebensmittel angeboten, sondern auch ein Mittagstisch und inzwischen auch Obstboxen für regionale Firmen.

Im Gespräch konnten wir einen guten Einblick über die regionale Zusammenarbeit, mit beispielsweise der Kaffeerösterei Waltersdorf oder Uwes Gewürzhäusl, bekommen. „Es ist uns wichtig den regionalen Markt zu stärken.“ Dabei ist den drei Gründer_innen auch wichtig über die Grenzen hinaus zu schauen: „Zittau ist ein Tor in die benachbarten EU-Länder“ erklären sie, auf die Frage, wie weit die Strahlkraft von Aurelie reicht. Auch aus Tschechien und Polen kommen hier regelmäßig Kund_innen um Verpackungsfrei einzukaufen. Eine Stammkundschaft hat sich inzwischen etabliert und immer wieder sehen wir während des Gesprächs, wie Neugierige beim Stadtspaziergang durch die Ladenscheibe blicken oder durch das neue Geschäft schlendern.

Schwierig war die Beantragung der Fördermittel, für die sie sehr dankbar sind, erklären sie später. 40% übernimmt die Europäische Union, um den Einzelhandel in der Region zu stärken. Dabei kamen 80% des Geldes aus der EU und 20% übernimmt die Stadt Zittau. Die große Hürde war hierbei die Komplexität eines solchen Förderantrags. „Förderungen zu beantragen grenzt schon fast an einen Vollzeit-Job“, erklärt Tom an dieser Stelle. Zusätzlich kamen längere Wartezeiten auf die motivierten Gründer_innen zu. Dadurch musste die Eröffnung verschoben werden, was allerdings nicht für Entmutigung sorgte, da sie sowohl von Freunden und Familie, als auch von den Ämtern viel Unterstützung erhalten haben.
Trotzdem wünscht sich das Team Aurelie kürzere und auch unkompliziertere Wege, um jedem Mitmenschen die Möglichkeit zu bieten eigene Ideen und Utopien zu verwirklichen.

Die Drei haben es geschafft. Dennoch sehen sie, wieviel Arbeit in der Zukunft noch vor ihnen liegt, um allen einen ökologischen und nachhaltigen Gedanken beim Einkauf näher zu bringen. Viele ältere Menschen gehören hier zur Stammkundschaft, da sich diese hier laut eigener Aussage an alte Tante Emma Läden erinnert fühlen. Auch vom jüngeren Publikum, wie Studierenden und Schüler:innen wird der Unverpacktladen gerne besucht:

„Es ist das schönste, wenn ich die Schüler sehe, die in der Mittagspause mit ihre Dose vorbeikommen, um sich etwas zu Essen zu holen, dann bin ich optimistisch!“

„Liebe geht durch den Magen“

Nach einer kurzen Verschnaufpause folgte das Gespräch mit Marina Nemirovsky. Auch die Weltenbummlerin wurde durch ihr Kind ermuntert. So zog sie vor 20 Jahren nach der Geburt ihres ersten Kindes in die Oberlausitz, um in und mit der Natur leben zu können.
Die in Argentinien aufgewachsene Gründerin hat in ihrem Leben schon an den unterschiedlichsten Orten gelebt, doch die Integration durch Begeisterung für Essen hat sie überall erleben können. So begann die Pasta Fantastica in einer Küche in Mittelherwigsdorf. Hier machte sie ihre eigene Pasta und gab diese auch an Nachbar_innen und Freunde weiter, die begeistert waren. In kleinen Schritten wuchs die Pasta Fantastica zu ihrer heutigen Größe und Bedeutung für Zittau an.

Auch sie hatte es nicht leicht bei der Beantragung durch Fördermittel, doch konnte sie durch ihre „freche und laute Art“, wie sie sich selbst beschreibt, die Menschen mit ihrer eigenen Begeisterung anstecken. Heute ist die Pasta Fantastica ein fester Bestandteil des Neumarkts. „Ich bin ein Teil von Zittau.“, erklärt Marina. Zur Zeit sucht sie nach einer Nachfolge für den Laden, da es für die lebenslustige und freiheitsliebende Frau Zeit ist weiterzuziehen.
Marina scheint Zittau mit einem Lachen im Gesicht und Tränen in den Augen zu verlassen. „Ich bin erschreckt über die Mutlosigkeit“, betont sie. Sie zeigt auf, dass Zittau alles hat, was für eine Gründung nötig ist. „Man muss nur einfach loslegen und sich trauen.“

Eine unkonventionelle neue Idee wurde am heutigen Tag vor Allem durch Kinder geweckt. Zittau wurde auf der Stadttour aus zwei sehr unterschiedlichen geschäftlichen Blickwinkeln geschildert und doch wurde heute klar, hier ist mehr möglich. Und das liegt in unseren Händen. Es ist Zeit anzupacken, zu träumen und Mut zu zeigen. „Das wird schon laufen“, meint Marina.

Am 12. August werden wir mit weiteren Unternehmer_innen aus Zittau sprechen. Zu diesem zweiten Teil des Stadtrundganges der anderen Art laden wir alle Interessierten ein, teilzunehmen. Im Anschluss wird ab ca. 19:30 Uhr bei Mr. Bales eine Abschlussdisskussion stattfinden, an der auch das Team von Aurelie und Marina Nemirovsky von der Pasta Fantastica teilnehmen werden um sich der Frage zu stellen: Was für ein Zittau wollen wir sein und wie müssen die Weichen im Landtag gestellt werden um eine zukunftsfähige, lebendige und vielfältige Stadt zu schaffen und zu erhalten?

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