2. CSD in Görlitz – wir waren dabei!

Gestern fand in Görlitz der bereits 2. CSD statt, organisiert von einem bunten Netzwerk aus Akteur*innen. Nach dem Umzug ging es in den Stadtpark zum Picknick der Vielfalt.

Beim Umzug liefen wir vom Görlitzer Bahnhof über die Altstadtbrücke nach Polen und setzten damit ein deutliches Zeichen der Solidarität mit unseren polnischen Freund*innen. In Polen wird queeres Leben immer wieder unterdrückt und unsichtbar gemacht, zum Beispiel mit den sogenannten „LGBT-ideologiefreien Zonen“ vor allem im Südosten des Landes. Aber auch in Deutschland haben wir es immer wieder mit der Diskriminierung gegen LGBTQIA+ Personen zu tun. Der CSD und andere queere Veranstaltungen machen darauf aufmerksam, wie Diskriminierung im Alltag leider noch immer an der Tagesordnung steht, dass aber allen Menschen, egal welchen Geschlechts oder Sexualität, die gleichen Rechte zustehen.

Das ist eine unglaublich wichtige Arbeit für Menschenrechte und Aufklärung, die wir gerne unterstützen.

Die Rede unserer Kreissprecherin Caro vom CSD könnt ihr hier lesen:

Hallo liebe Menschen,
ich finde ganz toll, dass so viele von euch heute ihren Weg hierher in den Stadtpark gefunden haben, um gemeinsam den 2. Görlitzer CSD und das Picknick der Vielfalt zu feiern. Ein riesen Danke vor allem an die Organisator*innen, die das alles hier auf die Beine gestellt haben und an die vielen Menschen, die mitmachen und zeigen: Ja, hey, queere Menschen gibt es tatsächlich auch in Görlitz und Zgorzelec. Eure Arbeit ist superwichtig. Danke dafür.

Der CSD ist gestartet als Protest gegen Polizeigewalt und Repressalien von Menschen, deren Sexualität, Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck nicht der so dargestellten „Norm“ entsprechen.
Das ist jetzt schon 64 Jahre her, und trotzdem haben wir weltweit immer noch mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie damals in den 60ern: Ob das jetzt die Gleichstellung von Regenbogenfamilien ist, die Diskriminierung am Arbeitsplatz, die Anerkennung der eigenen Identität, die schiefen Blicke in der Öffentlichkeit, und leider auch zum Teil immer noch die Gewalt gegen Menschen, die in den Augen der Mehrheitsgesellschaft „anders“ sind.

Wenn man sich Berichte aus anderen Ländern, aber auch aus Deutschland anschaut oder in den Kommentarspalten von Facebook und Instagram unterwegs ist, wird ziemlich schnell klar: Wir haben es auch leider heute wieder mit einem Aufschwung rechten Gedankenguts zu tun, das neben einem Cis-Hetero-normativen Weltbild nichts anderes zulässt und dieses Weltbild als das einzig richtige hinstellt.

Tagtäglich müssen wir unsere Existenz rechtfertigen und mit Vorurteilen aufräumen, und oft wird Queer-sein als „Trend der jungen Generation“ bezeichnet. Konservative glauben, dass sich das wegtherapieren oder verbieten lässt. Sehen wir auch in Polen, wo es LGBTQ*-freie Zonen gibt oder in Ländern, in denen Homosexualität unter Strafe gestellt wird.
Und ich schau auch mit ziemlich viel Sorge auf die anstehenden Wahlen in Polen in 3 Wochen und auch auf die Europawahl und die Landtagswahl in Sachsen nächstes Jahr, wo faschistische Parteien immer mehr Zuspruch erhalten für populistische Forderungen wie das Gendern abzuschaffen und die „traditionelle deutsche Familie“ als einzige legitime Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens zu erklären.

Aufklärung und der Kampf für gleiche Rechte sind anstrengend und das zieht Kraft, die wir eigentlich lieber für etwas Konstruktives aufwenden würden. Denn queeres Leben steht für mehr als nur die Freiheit der Einzelnen – es steht für die Freiheit aller, zu sein, wie man sein möchte und ohne Angst zu leben, wer man ist. Für die Freiheit unterschiedlicher Lebensentwürfe, für Selbstbestimmung, für Gemeinschaft, für Vielfalt – und vor allem für ganz viel Liebe und Akzeptanz.

Umso schöner ist es natürlich, dass wir heute mit dem Umzug auch in Zgorzelec drüben waren, hier tolle Übersetzerinnen am Start sind und wir ein deutliches Zeichen der Solidarität gegenüber unseren polnischen Freundinnen setzen.

Und es ist auch unglaublich wichtig, dass wir auch hier, abseits von Großstädten zeigen: Es gibt uns, es gab uns auch schon immer, das ist nichts Neues, und wir verschwinden auch nicht einfach so von der Landkarte, sondern für kämpfen für gleiche Rechte und dafür, dass wir anerkannt und respektiert werden.

Und deswegen ist der CSD auch mehr als ein Umzug und danach Aftershow-Party, das wird auch heute durch die vielen tollen Akteur*innen hier gezeigt. Der CSD steht für Vielfalt und dafür, die Freiheit aller Menschen zu akzeptieren, die Existenz des Ungewohnten zu schätzen und einander mit Respekt und Freundlichkeit zu begegnen.

Das muss in die Köpfe einiger vielleicht noch rein, aber mit Veranstaltungen, wie sie heute hier stattfinden, und der unermüdlichen Arbeit queerer Netzwerke und Akteur*innen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir das mit der Zeit auch hinbekommen. Bleibt stark und bleibt mutig, denn wir lassen uns nicht unterkriegen.
Ich wünsch euch allen noch ganz viel Spaß! Danke fürs Zuhören.

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