PRO BAHN fordert Wiederinbetriebnahme von Bahnstrecken im Dreiländereck

Verkehrsplaner und Zittauer Stadtrat Matthias Böhm für Bündnis90/Die Grünen schließt sich der Forderung von PRO BAHN an. Er sieht Chancen z.B. für den Schülerverkehr oder als Naturparkbahn.

Wir veröffentlichen die Medienmitteilung von PRO BAHN vom 24.02.2024 hier in voller Länge hier:

Der Fahrgastverband PRO BAHN, Regionalgruppe Ostsachsen,sieht in einer zeitnahen Reaktivierung der von Ebersbach ausgehenden brachliegenden drei Bahnlinien nach Rumburk (CZ), Seifhennersdorf und Löbau eine sinnvolle Vorschaltung zu einer Neubaustrecke zwischen Seifhennersdorf und Rumburk. Ersten Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie nach wäre die Errichtungdieser sieben Kilometer langen Gleisverbindung zwar möglich, aber mit hohen Hürden verbunden. Insbesondere existieren derzeit keine Förderprogramme, welche die Finanzierung sicherstellen könnten. Indessen begrüßt die Regionalgruppe, dass der Freistaat Sachsen mit der Erstellung der Machbarkeitsstudie die Beendigung des unwirtschaftlichen Stummelverkehrs Liberec-Zittau-Varnsdorf-Seifhennersdorfendlich vorantreibt. 

„Die Reanimation vorhandener Bahntrassen wäredie schnelle und billiger zu realisierende Vorstufezum aufwändigen Bau einer bisher nicht existenten Gleisverbindung“, meint Ingo Koschenz, Co-Sprecher der Regionalgruppe und Referent für Osteuropaverkehre des Bundesverbandes:„Die vorrangig tschechische Forderungnach dieser Neubaustrecke ist erst die logische Konsequenz der unsinnigen Bahnkahlschlagspolitik der vergangenen 30 Jahre auf sächsischer Seite. Unser Nachbarland hat viel früher verstanden, dass einBahnanschluss nicht nur Daseins-, sondern insbesondere auch ‚Dableibensvorsorge‘ ist. Flächendeckende Stilllegungen blieben aus. Das Verschwinden vieler Strecken auf deutscher Seite blockiert jetzt– nach Fall der innereuropäischen Grenzen – die Etablierung sinnvoller Verkehrsbeziehungen. In Polen hat man inzwischen ebenso eingesehen, dass der Kahlschlagfalsch war. Die Wojewodschaft Dolnośląskie erweckt derzeit viele nach 1990 in einen Dornröschenschlaf versetzte Bahnstrecken zu nie dagewesener Blüte:Seit Dezember 2023 kann man beispielsweise wieder von Görlitz und Zgorzelec über Gryfównach Świeradów-Zdrójfahren. Die Revitalisierung der an Deutschland vorbeiführenden, grenzüberschreitenden Linie Zgorzelec-Zawidów-Frýdlant-Liberec zeichnet sich ebenso ab. Deutschland verschläft dagegen die sich zu Recht verordnete Verkehrswende weiter. So wird sich die Oberlausitzinsgesamt nicht aus dem verkehrsgeografischen Loch befreien können, in dassieerst seit der ‚Wende‘ hineingerutscht ist“.

Moritz Filter, Co-Sprecher der Regionalgruppe, verweist daher auf eine eigene Studie zum Verkehr im Dreiländereck. Diese hat die Regionalgruppe im vergangenen Jahr vorgelegt: „Wir haben insbesondere die Chancen aufgezeigt, die in der Wiederherstellung des Bahnhofs Ebersbachs als Knotenbahnhof durch Revitalisierung aller bereitsvorhandenen Zulaufstrecken liegen. Die Gleise sind vorhanden und werden teilweise mit Güterzügen befahren. Die Machbarkeitsstudien des Freistaates zu diesen Projekten blenden allesamt die Potentiale aus, die in der Führung überörtlicher Verkehre über diesen Drehpunkt liegen. Reisende ausRumburk, dem Elbtal und dem Schluckenauer Zipfel wären anstelle der Fahrt über Varnsdorfsogar schneller in Zittau und Liberec, wenn sie in Ebersbach in einen beschleunigten Regionalexpressumsteigen könnten. Auch den Fahrgästen aus Seifhennersdorf und Varnsdorf nach Dresden hilft eine Wiederinbetriebnahme der fehlenden acht Kilometer der Mandaubahn mehr als die Neubaustrecke.“ Der Fahrgastverband weist darauf hin, dass für die Reaktivierung von Bahnstrecken Förderinstrumente bereits vorhanden und neue angekündigt sind.Unverständlich ist, dass der Freistaat sie nicht längst zur Wiederbelebung des Bahnverkehrs in Ostsachsen nutzt.

Matthias Böhm, freiberuflicher Verkehrsplaner und Fahrplanexperte der Regionalgruppe, informiert: „Der ZVON hat 2017 eine Potenzialanalyse zur Neubaustrecke Seifhennersdorf – Rumburk präsentiert und dabei auch Alternativvarianten untersuchen lassen: Zum Beispiel das Szenario einer umsteigefreien Durchbindung der Züge von Liberec nach Seifhennersdorf über Eibau, Ebersbach nach Rumburk und weiter als Nationalparkbahn über Sebnitz, Bad Schandau nach Decin. Diese Studie hat ein Potential von beachtlichen 900 Fahrgästen täglich auf dem kritischen Abschnitt der Mandaubahn zwischen Seifhennersdorf und Eibaugesehen. Leider sind anschließend jegliche Schritte einer Wiederinbetriebnahme ausgeblieben. Das Gleis rostet weiter vor sich hin. Das muss sich endlich ändern; denn die Reaktivierung könnte auch den Schülerverkehr zwischen Ebersbach-Neugersdorf und dem Oberlandgymnasium Seifhennersdorf erleichtern!“

Beerdigen sollte man aus Sicht des Fahrgastverbands PRO BAHN das Neubauprojekt jedoch nicht. Langfristig sei es unverzichtbar, damit die derzeit nur über erhebliche Umwege miteinander verknüpften Nachbarstädte Varnsdorf und Rumburkendlich zueinanderfinden können. Ferner dient es dazu, die Sächsische- und die Böhmische Schweiz, den Schluckenauer Zipfel, das Lausitzer-, das Iser- sowie das Riesengebirge als gemeinsame Touristenregion erlebbar zu machen.

Die Regionalgruppe Ostsachsen verweist in diesem Zusammenhang auf ihre erwähntePublikation mitden eigenen Handlungsansätzen zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs in der Dreiländerregion.

Ansprechpartner für Medien

Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland e.V., Schützengasse 18, 01067 Dresden

Ingo KoschenzRegionalgruppe OstsachsenReferent für Osteuropaverkehre  ingo.koschenz@mitteldeutschland.pro-bahn.deMoritz FilterRegionalgruppe Ostsachsen
moritz.filter@mitteldeutschland.pro-bahn.de

Über den Fahrgastverband PRO BAHN

Der bundesweit aktive gemeinnützige Fahrgastverband PRO BAHN hat rund 4.000 Mitglieder und vertritt die Interessen der Nutzer des öffentlichen Verkehrs. Er arbeitet ehrenamtlich, ist in zahlreichen Gremien aktiv und wirkt sowohl auf Politiker und Behörden als auch auf Verkehrsunternehmen ein, um einen attraktiveren und besseren öffentlichen Personenverkehr zu erreichen. Der Landesverband Mitteldeutschland umfasst die Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt.


Mehr Infos und Kontakt:

https://www.pro-bahn.de/mitteldeutschland/presse.htm

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