100 Tage 49-Euro-Ticket – Lob und Kritik aus Ostsachsen

Diese Woche wurde viel berichtet und kommentiert, denn das 49-Euro-Ticket gilt nun seit über 100 Tagen in Bus und Bahnen in Deutschland. Wir nehmen das als Anlass, dass wir aus dem Kreisverband Görlitz die ländliche Perspektive einbringen.

Ticket macht ÖPNV attraktiver – auch in Ostsachsen

Wir von Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Görlitz stellen fest: Wir begrüßen das 49-Euro-Ticket! Das Ticket spart vorallem den Leuten Geld, die regelmäßiger fahren oder auch mal über die Verkehrsverbundgrenze hinweg unterwegs sind. Es gibt einige Zug- und Busverbindungen, die man im Landkreis gut mit dem Ticket nutzen kann.

Wir stellen seit der Einführung des Tickets auch im Landkreis eine erhöhte Zahl an Fahrgästen in den Zügen fest. Das zeigt: Es ist ein attraktives Angebot und macht den ÖPNV im ländlichen Ostsachsen ein Stück weit zugänglicher.

Gut für Klein- und Mittelstädte, unzureichend für Dörfer und Orte ohne Bahnanschluss

Dennoch sagen wir auch: Was in Klein- und Mittelstädten wie Zittau, Löbau, Weißwasser oder Görlitz halbwegs gut klappt, bleibt im ländlichen Gebieten, in Dörfern und Gemeinden ohne Zuganbindung und ohne regelmäßige Busse schwierig.

Probleme sind hier zu wenig regelmäßige Verbindungen, umständliche Streckenführungen, zu weite Wege zum nächsten Bahnhof – oder der schlechte Zustand von Bus- und Bahnhaltestellen. Ein Problem ist dabei immer der letzte Kilometer – also der Weg zum Bahnhof hin bzw. zurück nach Hause. Ganz klar, ohne gute Anbindung an Bus und Bahn hat das Ticket wenig Sinn.

49 Euro als Preis erhalten und Forderung nach einem Sozialticket

Damit Menschen dauerhaft vom eigenen Auto auf Bus und Bahn umsteigen, muss einerseits die Zuverlässigkeit gegeben sein und andererseits der Preis stabil bleiben, um planen zu können. Idealerweise sollte der Preis, wie von verschiedenen Expert*innen empfohlen, auf 29 Euro sinken. Damit würde man noch viel mehr Menschen in Bus und Bahn locken.

Vorerst sind 49 Euro dennoch ein akzeptabler Einstieg für ein deutschlandweit gültiges Ticket. Aber: 49 Euro im Monat sind für Menschen mit geringem Einkommen weiterhin eine hohe Hürde. Daher ist ein Sozialticket die notwendige Ergänzung des bisherigen Angebots.

Forderung: Bus- und Bahnangebote stärken 

Steve Grundig, Sprecher des Regionalverbands Zittau, erklärt: „Wir finden das Ticket super. Wir freuen uns, dass es auch in Ostsachsen für mehr Fahrgäste sorgt. Wir sehen jedoch einiges Verbesserungspotential, gerade für den ländlichen Raum. Wir fordern, dass die Bus- und Bahn-Angebote gestärkt werden! Dazu zählt eine bessere finanzielle Ausstattung für den ÖPNV, regelmäßige Bus- und Bahnfahrten, Reaktivierung von Zugstrecken, gute Bahnhöfe und sichere Bushaltestellen, moderne Fahrzeuge und zuverlässige Betreiber!“ Er ergänzt mit Blick auf die klammen Haushalte der Region: „Es muss auch geklärt werden, wie die Finanzierung dauerhaft gesichert wird. Das gibt Planungssicherheit für Verkehrsverbünde, die kommunalen Haushalte und die Bürger*innen.“

Einkommensschwache Menschen nicht abhängen

Carolin Renner, Sprecherin des Kreisverbandes, ergänzt: „Gerade für einkommensschwache Menschen wie Alleinerziehende, Bürgergeldempfänger*innen, Studierende, Auszubildende, Rentner*innen und Familien ist der Kauf eines 49-Euro-Tickets eine finanzielle Hürde. Nicht alle können es sich leisten, dieses Angebot zu nutzen. Hier braucht es eine bedarfsgerechte Förderung durch den Freistaat, wie es schon die Bündnisgrüne Fraktion im Sächsischen Landtag vorgeschlagen hat.“

Bündnis 90/Die Grünen kämpfen für besseren ÖPNV

Als Bündnis 90/Die Grünen setzen wir uns stark für das Thema ein. Wir arbeiten in Stadt- und Kreistag, im Freistaat und Bund für einen besseren ÖPNV und positionieren uns als Partei hier im Kreis regelmäßig klar dazu, u.a. hier:    

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