Scha(n)de – mit dem Kreißsaal in Ebersbach wird ein Stück Zukunft geschlossen

Bericht unseres Bündnisgrünen Mitglieds Marcus

Wir sind Anne und Marcus aus Görlitz und glückliche Eltern zweier Kinder. Das erste kam im Sommer 2023 in Görlitz auf die Welt. Es war eine schwere Geburt, nicht frei von Komplikationen. Für die Geburt unseres zweiten Kindes entschieden wir uns für das Klinikum Oberlausitzer Bergland in Ebersbach. Dort werden wir von unserer Hebamme begleitet, die uns bereits während der Schwangerschaft betreut. Wir hatten Positives über Kreißsaal und Wochenstation gehört. Diesen Eindruck können wir nur bestätigen.
Schon beim Vorgespräch fühlten wir uns gut aufgehoben. Vom Bahnhof Ebersbach sind es zu Fuß nur zehn Minuten zur Klinik, und direkt davor fahren regelmäßig Busse in alle Richtungen. Öffentlicher Nahverkehr im ländlichen Raum kann also funktionieren! Die Klinik liegt malerisch im Oberlausitzer Bergland, umgeben von ortstypischen Häusern. Hier fühlt es sich heimisch und familiär an – genau, wie man es sich für eine Geburt wünscht.

Unsere Hebamme hat Zeit, Rat und Einfühlungsvermögen im Gepäck. Kurz vor der Entbindung kommt die Ärztin dazu und begleitet diesen emotionalen Moment. Nach zweieinhalb Stunden ist unser zweites Kind wohlbehalten zur Welt gekommen. Hebamme und Ärztin geben sich High Five. Ein Familienzimmer für Mutter, Kind und Vater? Wird in fünf Minuten organisiert. Die Nachtschwester schaut mehrfach vorbei und unterstützt uns in den ersten Stunden. Zur Visite am Morgen begrüßt uns ein freundlicher Oberarzt. Die Schwestern, Ärztinnen, Hebammen, Reinigungskräfte und Auszubildenden – alle geben uns ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Die Standesbeamtin ruft in der Klinik an. Die Geburtsurkunde bringt sie nach ihrem Feierabend persönlich ans Krankenbett. So stellt man sich die Geburt und die Tage danach als frisch gebackene Eltern vor!

So schön könnte es sein – doch so wird es nicht bleiben. Zum Jahresende schließen Kreißsaal und Wochenstation in Ebersbach. Scha(n)de! Hier wird eine hervorragend organisierte Infrastruktur im ländlichen Raum aufgegeben – aus wirtschaftlichen Gründen? Dabei braucht das Oberlausitzer Bergland vor allem junge Familien und Frauen, um wirtschaftlich zukunftsfähig zu bleiben. Wie soll diese Gruppe angezogen werden? Indem Infrastruktur für junge Familien und solche, die es werden wollen, abgebaut werden? Das ist Wasser auf die Mühlen aller, die (zu Recht) das Aussterben des ländlichen Raums beklagen und daraus politisch Kapital schlagen. Eine solche Entscheidung ist ein Bärendienst für die Gesellschaft und die Politik in der Oberlausitz.

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