Heute gedenken wir zwei entscheidender Ereignisse der deutschen Geschichte, die in symbolträchtiger Weise auf den 9. November fallen und in ihrem Kontrast die Möglichkeiten und Herausforderungen für unsere Gesellschaft verdeutlichen.
Vor 35 Jahren, am 9. November 1989, öffnete sich die Grenze zur Freiheit für die Menschen in der DDR. Die Friedliche Revolution veränderte Deutschland grundlegend und markiert eine der hoffnungsvollsten Stunden der jüngeren Geschichte. Der Fall der Berliner Mauer war ein Moment des Muts, der Hoffnung und der neuen Möglichkeiten.
Doch der 9. November ist auch ein Tag der Mahnung und des Gedenkens. Am 9. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht jüdische Geschäfte und Synagogen. Diese gewaltsamen Übergriffe waren der Auftakt zur systematischen Enteignung und Verfolgung jüdischer Menschen und führten in den Holocaust – das dunkelste Kapitel unserer Geschichte.
Beide Ereignisse haben auch die Stadt Görlitz geprägt. Heute erinnern wir uns in Görlitz an diesen Tag mit einer Gedenkstunde in der Frauenkirche und einem stillen Lichterzug zur Synagoge, wo eine bewegende Andacht stattfand. Als Bündnisgrüner Stadtverband haben wir einen Kranz niedergelegt und verneigen uns vor den Opfern der Shoah.
Der 9. November 1938 darf nie vergessen werden. Wir stehen als deutsche Gesellschaft in der Schuld derjenigen, die vertrieben, inhaftiert und ermordet wurden – aufgrund ihres Glaubens und ihrer Herkunft und im Namen eines nationalsozialistischen Regimes, das zwischen Menschen erster und zweiter Klasse unterschied. Es ist an uns allen, daran zu erinnern und zu gedenken – aber auch, uns gegen eben diesen Hass zu stellen, der auch jetzt wieder beginnt, Wurzeln in den Köpfen und Herzen zu schlagen.
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