„Ich bin fassungslos! Das ist inakzeptabel!“ Der Wahloberlausitzer und Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, Steve Grundig, ist stinksauer. Mal wieder. Grund, ebenfalls mal wieder, ist der wiederholte Kabeldiebstahl und damit die Einstellung des Bahnverkehrs auf der Strecke Görlitz-Zittau für Monate.
„Erneut droht eine elendig lange Zeit mit Ersatzbussen!“ Aktuell ist der sog. SEV (Schienenersatzverkehr) für 3,5 Monate angekündigt.
„Es ist ein verdammt schlechtes Zeichen für die Region, wenn eine Wiederinbetriebnahme so lange nicht bewerkstelligt wird und man sich nicht auf die Bahninfrastruktur hier verlassen kann.“ Die Wiederholung der Vorfälle unterstreichen diese These. „Das alles ist umso ärgerlicher, da dieser Hotspot für Diebstahl und Sabotage an der Bahninfrastruktur lange bekannt ist. Es ist ein unmögliches Vorgehen, dass der Netzbetreiber DB Netz AG seit Jahren um das Problem weiß und immer wieder die gleiche, schlechte, anfällige Lösung hinbaut! In einer Anfrage der Sächischen Zeitung wird von der Sprecherin des Konzern um Verständnis gebeten. NEIN! Ich habe einfach kein Verständnis mehr für dieses Totalversagen“.
Der Görlitzer Stadtsprecher Marcus Kossatz pflichtet bei: „Das ist ein Abhängen der Region – wegen einer gleichgültigen Haltung der Bahn!“
Weiter führt er aus: „Ich fühle mich nicht ernst genommen, so wie mit dieser Bahnlinie umgegangen wird. Natürlich ist es äußerst frech und hat hohe kriminelle Energie, mit welcher Hartnäckigkeit Diebesbanden immer wieder vorgehen. Aber andererseits ist es auch unbegreifleich, dass man diese wichtige Verkehrsinfrastruktur zwischen Zittau und der Kreishauptstadt Görlitz nicht gesichert bekommt!“
Es ist leidig und peinlich bezeichnend für den Netzbetreiber. Aber an dieser Stelle können wir nahezu 1-zu-1 das Wiederholen, was wir bereits im letzten Winter geschrieben haben: www.gruene-goerlitz.de/2022/12/11/wichtige-bahnlinie-im-kreis-ohne-zugverkehr-und-keine-loesung-in-sicht-wir-fordern-rasche-abhilfe-fuer-die-verbindung-zittau-goerlitz/ – bündnisgrüne Mitteilung vom 11.12.2022
Ersatzverkehr bedeutet unattraktiver ÖPNV in der Region
Die Probleme: Der Busersatzverkehrt ist unkomfortabel und hat weniger Kapazität als die ersetzten Züge. Das ist gerade im Berufsverkehr und zu touristischen Hochzeiten – wie in der kommenden Winter- und Weihnachtssaison – ein Problem. Die Verbindung ist immer wieder unzuverlässig, die Anschlüsse zwischen Bus und Bahn, z.B. beim Knotenpunkt Zittau, klappen nicht sicher und immer wieder fallen Busse komplett aus – so die Erfahrung aus der Vergangenheit. Die Busfahrt dauert länger als die eigentliche Zugstrecke, womit in Zittau Anschlüsse an Bus und Bahn ins Gebirge oder Umland verpasst werden oder man fast eine Stunde Umsteigezeit hinnehmen muss. Der zusätzliche Umstieg beim Haltepunkt Hagenwerder ist nicht barrierefrei und macht die sowieso umständliche Fahrt zwischen der Kreisstadt Görlitz und dem Süden des Landkreises für einige Menschen daher unmöglich.
Carolin Renner, Sprecherin des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen: „Kurzum: Es ist ein riesiges Problem und verschlechtert das ÖPNV-Angebot in der Region massiv – und das zum wiederholten Male, obwohl das Problem bekannt ist. Das ist besonders ärgerlich!“
Weiter heißt es: „Wir fordern, dass hier rasch Abhilfe geschaffen wird! Wir brauchen eine Lösung für die wichtige Verbindung zwischen den zwei größten Städten des Landkreises. Die aktuelle Planung mit 3,5 Monaten Busverkehr ist inakzeptabel!“
Steve Grundig ergänzt die Erfahrung vom letzten Ersatzverkehr: „Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich, dass viele die Umständlichkeit und Unzuverlässigkeit bemängeln, genervt sind und die Situation kritisieren. Einher damit geht, dass man lieber auf Autos ausweicht – wenn möglich –, oder von Reisen über die Linie gänzlich abrät. Das alles macht die Region Oberlausitz nicht nur weniger mobil, sondern auch unattraktiv.“ So verschlechtert es bspw. den Austausch der zwei größten Städte des Landkreises enorm. Normalerweise nutzen viele Pendler*innen, Studierende zwischen den Hochschulstandorten und touristische Gäste für die Naherholung, z.B. Richtung Zittauer Gebirge oder Berzdorfer See, die Strecke.
Bündnisgrüne Kreismitglieder fordern einstimmig bessere Zuganbindung in Ostsachsen
Die Kritik teilt der Kreisverband Görlitz von Bündnis 90/Die Grünen. Die Mitglieder votierten bei der Mitgliederversammlung Ende November 2022 einstimmig für eine entsprechende Erklärung.
Die Kritik teilt der Kreisverband Görlitz von Bündnis 90/Die Grünen. Die Mitglieder votierten bei der Mitgliederversammlung Ende November 2022 einstimmig für eine entsprechende Erklärung.
Es wurde damals bereits auf die Problemlage auf der Strecke Zittau-Görlitz hingewiesen. Zudem fordert das Positionspapier, es soll die Infrastruktur gestärkt werden, sodass der ÖPNV im ländlichen Raum auch bei steigenden Fahrgastzahlen oder in Krisensituationen, wie nach einem Kabeldiebstahl, ein verlässliches Transportangebot bietet. Der Beschluss richtet sich an bündnisgrüne sowie Politiker*innen aller demokratischen Parteien im Kreistag Görlitz, im Sächsischen Landtag sowie im Bundestag.
Im beschlossenen Antrag (hier verlinkt) heißt es: „Der KV Görlitz begrüßt die Einführung des Deutschlandtickets (49,-€ Ticket) als einen wesentlichen Baustein für die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor. Damit es ein Erfolg wird, müssen jetzt auf kommunaler wie auf regionaler Ebene die Voraussetzungen geschaffen werden, in kürzester Zeit die Angebote an Öffentlichen Verkehr deutlich zu verbessern. Das umfasst neben weiteren Taktverdichtungen im bestehenden SPNV/ÖPNV-Angebot die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken.“ (…) Dazu zählen die Strecken zwischen Löbau und Ebersbach oder die Herrnhuter Bahn zwischen Zittau und Löbau. „Bessere Reparaturkapazitäten, Sicherungsmaßnahmen bestehender Infrastruktur und Schaffung eines dichteren Netzes um Umleitungen zu ermöglichen, sind wichtige Teile der Verkehrswende im ländlichen Raum.“
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Veröffentlicht am 21.11.2023, gemeinsame Pressemitteilung vom:
- Kreisverband Görlitz, Sprecherin Carolin Renner
- Stadtverband Görlitz, Sprecher Marcus Kossatz
- Regiongruppe Zittau, Mitglied Steve Grundig
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